SPACECRAFT befasst sich mit Strategien der Querfinanzierung kollektiven Eigentums, die einen Kontrast zur unerbittlichen Prekarität der zeitgenössischen Kunst bieten. Dabei steht die Frage im Zentrum, welche Methoden der Kollektivisierung und Kryptofinanzierung sich neben anderen Optionen als nachhaltige Arbeitsmodelle auf diesem Feld erweisen könnten.
Hierfür sind die KUNSTrePUBLIK ein Paradebeispiel. Das Künstlerkollektiv hat einen eigenen Ort – das ZK/U – auf Basis eines Erbbaurechtvertrags gegründet, der eine Mietdauer von mehreren Jahrzehnten oder länger gewährleistet. Der Erhalt dieser Infrakstruktur ist eine Herausforderung, die einen zentralen Aspekt der künstlerischen Arbeit von KUNSTrePUBLIK ausmacht.
Dabei geht diese Errungenschaft zurück auf eine lange Vorgeschichte ihres Engagements für öffentliche Räume und Institutionen. Vor zwölf Jahren gründete das Kollektiv auch den Skulpturenpark in Berlin-Mitte. Nach und nach musste der Skulpturenpark Wohnblocks für die obere Mittelklasse weichen, die Berlin zunehmend prägen. Während die Geschichte kaum überraschen dürfte, verwundert umso mehr, dass – nach Jahrzehnten zunehmend brutaler Aufwertungs- und Verdrängungsmuster – temporäre Nutzung und Project-City-Romantik in der Berliner Kunstwelt weiterhin so attraktiv sind. (Davon bilden die KW keine Ausnahme.) Lässt sich aus zwei Jahrzehnten temporärer Nutzung, die den Weg für die Neubau-Gentrifizierung in Mitte ebnete, eine Lehre ziehen? Dies jedenfalls lässt die Arbeit der genannten Künstler*innen vermuten.
Vom Skulpturenpark abgesehen, vermittelt SPACECRAFT auch Fachwissen über die Finanzialisierung des Berliner Wohnraums, über die nachhaltige Bedeutung von Land Trusts, über kollektive Vermögensverwaltung und über das Versprechen neuer Technologien. Blockchain-Enthusiast*innen sind der festen Überzeugung, dass Kryptowährungen, „Smart Contracts“ und „dezentralisierte autonome Organisationen“ ein neues Arbeitsfeld bieten, das neue Formen des kollektiven Eigentums und sogar eine Wende zu den Commons als politische Kraft mit sich bringen wird. REALTY und ZK/U zählen zur allmählich wachsenden Zahl von Künstler*innen und Kurator*innen, die sich im Berliner Kontext vermehrt mit diesem Themengebiet befassen.
Dokumentation
Audio Dokumentation
Erik Bordeleau Vortrag (Englisch): Bringing Ourselves to Forms Irreversible, 11.11.2019, Werkstatt Haus der Statistik Berlin
Daniela Brahm & Les Schliesser (Deutsch, mit Einführung von Tirdad Zolghadr): Das Ende der Zwischennutzung, ExRotaprint Workshop, 8.11.2019, KW Berlin